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Am Dienstag, den 5. November tritt die Arbeiterschaft Kiels in den Generalstreik. In den frühen Morgenstunden wird ein Arbeiterrat gebildet. Gustav Garbe von der (M)SPD, wird Vorsitzender. Der Rat kontrolliert ab 10 Uhr die Stadtverwaltung, deren Spitzen nicht ausgewechselt werden, sondern Beigeordnete aus dem Arbeiterrat erhalten. Nur das Ernährungsamt wird wegen der besonders schwierigen Situation direkt vom Arbeiterrat übernommen.
Heutiger Stadtplan | Damaliger Stadtplan |
Größere Kartenansicht |
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Ein Stadtplan aus dem Jahr 1938, Auszug aus einem Faltplan des Pharus-Verlag, übernommen aus http://kiel.ingowelt.de/kiel-stadtplaene.htm (2009) | |
Heutige Ansicht | Damalige Ansicht |
In Vordergrund das Opernhaus, dahinter der Rathausturm. Foto Wikipedia, 2009 | Postkarte ca. 1914. Das frühere Rathaus am alten Markt war zu klein für die Verwaltung der stark gewachsenen Einwohnerzahl Kiels geworden und wurde 1911 durch das neue Rathaus ersetzt. |
Weitere Erläuterungen zu den Vorgängen:
Gegen 10:00 Uhr kam der Stadtverordnete Eduard (Ede) Adler von
der MSPD ins Rathaus und legte dem Oberbürgermeister Paul
Lindemann einen handgeschriebenen Zettel vor:
"Im Namen des Arbeiterrates bestimme ich, daß die Stadtverwaltung,
abgesehen von der Neuregelung der Lebensmittelverhältnisse
in der bisherigen Weise unter Abhängigkeit vom Arb.-Soldatenrat
selbständig zu arbeiten hat. Als Beigeordneter des Oberbürgermeisters
funktioniert stellv. Stadtv. Vorsteher Adler. Kiel, d. 5. November
1918, gez. Garbe." (Vergleiche Dirk Dähnhardt, Revolution
in Kiel, Wachholtz Verlag, 1978, S. 94 f. Der Zettel wird im Kieler
Stadtarchiv aufbewahrt.)
Die Arbeit Eduard Adlers (* 20.4.1861 in Berlin, + unbekannt) während und nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1986 von Karl Rickers in einem Artikel für den schleswig-holsteinischen Beirat für Geschichte beschrieben und bewertet: Eduard Adlers Friedenspolitik 1914 - Der Vorabend des Ersten Weltkriegs in den Leitartikeln der schleswig-holsteinischen Volkszeitung. Adler war bis 1917 Chefredakteur der Volkszeitung. Der Artikel ist auch im pdf-Format (6,3 MB) über das Internet zugänglich >>
Ebenso wie dem Oberbürgermeister wurden am 5.11. auch anderen wichtigen Behörden (u.a. Polizei und Post) Vertreter des Arbeiterrats beigeordnet. Die Beigeordneten gehörten entweder der MSPD oder der USPD an. Dähnhardt schreibt: "... die aufgezwungene Mitarbeit der Beigeordneten [brachte] keine nennenswerten Probleme mit sich [...], wie es auch von Seiten der Behörden und Ämter keinen erkennbaren Widerstand gegen die neuen Beigeordneten gab."
Im September 1919 wurde dem Arbeiterrat vom Oberbürgermeister Lindemann der Geldhahn abgedreht.
Reale, begleitete Stadtrundgänge zu diesem Thema
werden angeboten von:
- Geo-Step-by-Step >>
- Ernst Mühlenbrink, über die Gesellschaft für
Kieler Stadtgeschichte >>
- AKENS, Asche Arbeitskreis >>
Last modified: 15.11.09
Zum Thema Kieler Matrosenaufstand (Novemberrevolution 1918) finden Sie hier weitere Informationen: |