Karl Artelt wurde am 31. Dezember 1890 im später nach Magdeburg eingemeindeten Dorf Salbke in der Repkowstr. 12, als Sohn des Maschinisten August Artelt und seiner Frau Marie geboren. Er besuchte die acht-klassige Volksschule und erlernte von 1904-1908 in der Maschinenfabrik R. Wolf in Magdeburg das Maschinenschlosserhandwerk. Er arbeitete dort zusammen mit dem späteren Dichter Erich Weinert, der ihm auch das "Einmaleins des Marxismus" beibrachte (Quelle Nr. 9, siehe unten).
Er trat 1908 in die SPD ein (9) und wurde später Mitglied der USPD. Im Frühjahr 1919 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der KPD in Magdeburg und 1946 wurde er SED-Mitglied.
Im Jahre 1908 heuerte er bei der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG, eine weltumspannende Schifffahrtsgesellschaft) an und verbrachte u.a. einige Jahre als Heizer auf Schiffen, mit denen in der Südsee Kopra aufgekauft wurde (3, 7, 9). Zwei Jahre später wurde er zur Marine eingezogen und diente als Heizer und später als Pumpenmeister auf dem Panzerkreuzer Gneisenau des deutschen Ostasiengeschwaders in Qingdao (Tsingtau). Er war Zeitzeuge der bürgerlichen Revolution in China unter Dr. Sun Yat-sen (3, 7, 9). Im September 1913 kehrte er als Reservist nach Magdeburg zurück und arbeitete wieder in der Maschinenfabrik Wolf (9).
Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde er Mitte Juli 1914 wieder zur Marine eingezogen, diesmal als Verwaltungsschreiber in der 1. Werft Division Kiel-Wik (7, 9).
Anfang 1915 wurde er als Maschinenbauer zur Kieler Germania-Werft abkommandiert. Dort wurde er nach ein paar Monaten zum Betriebsobmann des Deutschen Metallarbeiter Verbandes für die Werft gewählt (7). Mitte Mai 1916 spitzten sich generell die Kriegssituation und auch die Nahrungsmittelversorgung in Kiel zu. Am 14. Juni kam es bei der Verteilung der ersten Frühkartoffeln zu Übergriffen auf Verkaufsstellen und Lagerhallen. Am folgenden Tag traten Teile der Germania-Werft Belegschaft in den Streik. (12 S. 37) Karl Artelt war einer der Streikführer (7). Im Winter verschlechterte sich die Versorgungslage. Ende März 1917 kam es angesichts einer vorgesehen Senkung der Brotrationen zu einem Ausstand von 1450 Arbeitern der Howaldtswerke und 4000 Arbeitern der Germaniawerft (12, S. 40). Artelt gehörte der Streikleitung an (9). Wegen dieser Aktivitäten wurde er verhaftet, vor ein außerordentliches Kriegsgericht gestellt und zu 6 Monaten Festungshaft verurteilt, die er in der Festungshaftanstalt Groß-Strelitz in Oberschlesien verbüßte (1).
Das Zusammenleben mit verschiedenen Arbeiterfunktionären in der Strafanstalt prägte ihn nachhaltig (9). Auf einem Foto (s.u.) ist er links zusammen mit Prof. Dr. med. Krahn aus Antwerpen und Joseph Verlinden, dem Präsidenten des Metallarbeiterverbandes Belgien sowie Führer der sozialdemokratischen Partei Antwerpens (rechts) abgebildet.
Groß-Strelitz 18.10.1917; Beschreibung siehe Text oben; Familienbesitz (Karl Artelt, Enkel); zum Vergrößern anklicken.
Mit der Entlassung Mitte Dezember 1917 erhielt er zugleich auch den Marschbefehl zur Strafkompanie des 2. Marine-Pionierbataillons nach Flandern (7). Als Artelt gegen ein Flugblatt der Militärzeitung „An Flanderns Küste", in dem die streikenden Munitionsarbeiter in Deutschland nach seiner Aussage aufs schwerste verleumdet wurden, protestierte, wurde er in eine Nervenheilanstalt in Brügge eingewiesen. Doch nach sechswöchiger Beobachtung attestierte der Arzt ihm „kerngesunde Nerven“ (7). Bald darauf wurde er per D-Zug nach Deutschland zurücktransportiert (3, 2). In einem Protokoll der Kieler Marinestation wird Artelt als einer der "Haupthetzer" einer Versammlung im Gewerkschaftshaus am 12. April 1918 erwähnt. Er soll dort, noch als Angehöriger der Werftdivision, vor zahlreichen Matrosen und Arbeitern gesprochen haben. Mitte Mai 1918 schickte er eine Karte aus einem Hamburger Marinelazarett an seine Mutter (11). Es bleibt unklar, warum er sich in dem Hamburger Lazarett aufhielt. (Anm. 4)
In Kiel gab es Schwierigkeiten ihn unterzubringen: von seinem alten Truppenteil wurde er zur Matrosendivision geschickt, wo seine Aufnahme abgelehnt wurde. Über den Hauptmann Ludolf, der ihn aus seinem Prozess 1917 kannte, wurde er in der Torpedodivision (Kasernenanlage in Kiel-Wik) untergebracht und war dann dort in der Torpedobootsreparaturwerkstatt tätig (Anm. 1) (2, 3). Als Pumpenspezialist führte er dort eine Kolonne zur Marine eingezogener Werftarbeiter (2, 3). Von hier aus baute er den im Jahre 1917 zerschlagenen Vertrauensmännerkörper in der Marine wieder auf (7, 2) (Anm. 2).
Auf einem Foto des Kieler Stadtarchivs, das nach damaliger Überzeugung die Beerdigungsfeierlichkeiten für die Revolutionsopfer in Kiel am 10.11.1918 zeigte, wurden von verschiedenen Personen Gustav Noske, Lothar Popp und auch Karl Artelt erkannt. Der Enkel Karl Artelts war sich sicher, dass es sich bei seinem Großvater um die zweite Person von links in der ersten Reihe handelte. Er führte u.a. an, dass sein Großvater eher von kleinem bis mittlerem Wuchs war und dass er wegen eines Augenleidens kein Gewehr sondern eine Pistole trug; siehe Anm. 3. Im Februar 2015 stellte das Stadtarchiv Kiel nach Hinweis von Matthias Sperwien jedoch fest, dass es sich bei diesem berühmten Foto tatsächlich um den Trauerzug in Berlin zur Beerdigung von Revolutionsopfern am 20. November 1918 handelt. Mehr Info unter "Zeitleiste" oder direkt >>
Bis in den Hitlerkrieg hinein“ soll am Kasernengebäude der fünften Kompanie der I. Torpedobootdivision in Kiel Wik eine Plakette aus Bronze angebracht gewesen sein, auf der stand: „Hier brach am 4. November 1918 unter Führung von Karl Artelt die deutsche Revolution aus.“ (3)
Trotz der scharfen politischen Gegensätze wurde Artelt auch von Noske mit Respekt begegnet: Noske schrieb in "Von Kiel bis Kapp" (S. 52) über ihn: "....er [Lothar Popp] wurde durch den inaktiven Oberheizer Artelt ersetzt, einen persönlich anständigen Mann, der jedoch rasch an Einfluß verlor, als er versuchte spartakistische Ideen zu propagieren." Artelt trat am 6. Januar 1919 zurück (Anm. 5). Die Machtverhältnisse hatten sich u.a. durch die Demobilisierung grundlegend verschoben. Nach einer Meldung der Kieler Zeitung wurde er gegen Ende Januar 1919 aus der Marine entlassen (15).
Er kehrte daraufhin nach Magdeburg zurück und fand vorübergehend Unterkommen bei einer befreundeten Familie in Alt-Salbke 93 (13). Dort gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der KPD Mitte Februar 1919 (7) und wurde im März desselben Jahres in den Arbeiterrat gewählt. Er beteiligte sich an den Kämpfen zur Errichtung der Räterepublik und gegen das Freicorps Maercker (7, 8) und sprach vom Balkon des Regierungsgebäudes am Domplatz zu den Streikenden (11). Nach den Kämpfen tauchte er, zunächst unter falschem Namen, in Nebra an der Unstrut unter (9).
Als Sekretär der KPD im Unterbezirk Merseburg/Querfurt leitete er 1920 die Kämpfe zur Abwehr des Kapp-Lüttwitz-Putsches. Im Jahr 1921 beteiligte er sich an den Märzkämpfen in Mitteldeutschland. Er wurde in Haft genommen und erst am 22. August 1921 aus dem Gefängnis Naumburg entlassen (7).
Als Parteisekretär in Düsseldorf-Mörs, wurde er von der belgischen Besatzungsbehörde verhaftet und wegen politischer Umtriebe gegen die Besatzungsmacht vor einem außerordentlichen Kriegsgericht in Aachen angeklagt. Er kam in das Internierungslager Rhein Dahlen. Von der interalliierten Kommission wurde er dann an den Oberreichsanwalt ausgeliefert (7).
In den folgenden Jahren war er Bezirkssekretär der Kommunistischen Partei in Bielefeld und Kassel (9).
Im Jahr 1924 im Alter von nunmehr 34 Jahren wurde er Betriebsratsvorsitzender der Firma Schneider in Nebra. Wegen Lohnforderungen bei denen die Arbeitsgerichte Naumburg, Jena und Berlin der Belegschaft Recht gaben, wurde der Betrieb geschlossen. Bei der späteren Neueröffnung wurde der Betriebsrat nicht wieder eingestellt (7).
Mitte der 1920er Jahre wurde er Handelsvertreter, machte sich bald darauf selbstständig und arbeitete bis Ende 1943 als unabhängiger Kaufmann in Nebra (7).
Artelt wurde 1933 verhaftet und sollte inhaftiert werden. Aber als der leitende Offizier ihn als ehemaligen Marinekameraden erkannte, wurde dies nicht durchgeführt. Er musste sich künftig täglich 12 Uhr bei der Polizei melden und durfte Nebra nicht verlassen. In gewissen Zeitabständen wurde er auch verhaftet und verhört aber wieder freigelassen. Ende 1943 wurde er in die Mineralölwerke Lützkendorf kriegsdienstverpflichtet. Dort stand er wiederum unter Gestapoaufsicht (7).
Nach dem Ende des II. Weltkrieges gehörte Artelt zu den Initiatoren der Vereinigung von KPD und SPD zur SED im Kreis Querfurt und wurde dort als 1. Kreissekretär eingesetzt (7).
Karl Artelt als Erster Kreissekretär der KPD bzw. SED des Kreises Querfurt/Sachsen-Anhalt, zweite Hälfte der 1940er Jahre; Familienbesitz (Karl Artelt, Enkel); zum Vergrößern anklicken.
Von 1948 bis 1949 war er Kreistagsvorsitzender und wurde dann 1.Kreissekretär der Volkskongreßbewegung der späteren Nationalen Front (7).
lm November 1948 sprach Artelt mit Genehmigung der sowjetischen und englischen Besatzungsbehörden nach seinen Aussagen auf sieben Großkundgebungen in Kiel und Umgebung aus Anlaß der 30-Jahrfeier des Kieler Matrosenaufstandes (7). Das kommunistische "Norddeutsche Echo" berichtete allerdings nur von einer Rede Artelts an der Gedenkstätte auf dem Eichhof-Friedhof und brachte eine Ankündigung einer "30-Jahr Feier der Novemberrevolution" am 9.11.1948 in der Aula der PH, auf der der 1. Vorsitzende des Arbeiter- und Soldatenrats in Kiel 1918, Karl Artelt, sprechen würde.
In den 1960/70er Jahren referierte der inzwischen hoch Dekorierte in Betrieben, Schulen etc. über seine bewegte revolutionäre Vergangenheit (9).
Karl Artelt als „Roter Admiral“, 1964;
Familienbesitz, Enkel Hans-Holger Artelt;
zum Vergrößern anklicken.
Karl Artelt auf Vortragsveranstaltungen; links: 1958 in Stralsund, Familienbesitz, Enkel Karl Artelt;
rechts: ca. 1965, Familienbesitz, Enkel Hans-Holger Artelt;
zum Vergrößern anklicken.
Ab Mitte 1980 bis zu seinem Tod am 28.9.1981 lebte er in dem
Seniorenheim "Clara Zetkin" in Halle/Saale (9). Im Juni
2012 wurde seine Grabstätte auf dem Friedhof in Nebra durch Beschluss
des Gemeiderats in ein Ehrengrab umgewandelt (14).
Anm. 1:
Nach Dirk Dähnhardt, Revolution in Kiel (S. 56) arbeitete
Artelt in der Torpedowerkstatt Friedrichsort. Hier ist Dähnhardt
offenbar ein Übertragungsfehler unterlaufen: In den Quellen,
auf die er sich bezieht und in dem Bericht im Bundesarchiv (s.u.)
wird eindeutig von der Torpedobootsreparaturwerkstatt oder -werft
in Kiel Wik gesprochen. Robert Rosentreter, Blaujacken im Novembersturm
(S. 32) scheint diese Information einfach übernommen zu haben,
obwohl er sich auf Aussagen Artelts von 1960 bezieht.
Anm. 2:
Auch Hermann Knüfken berichtet in „Von Kiel bis Leningrad“
(Verlag BasisDruck, Berlin 2008) von einem Neuaufbau des Vertrauensleutekörpers
in der Marine (S. 32 ff.).
Anm. 3:
Bevor das Foto 2015 eindeutig Berlin zugeordnet werden konnte,
vermutete Karl Artelt, Enkel: Bei dem Marineangehörigen,
dritter von rechts mit Mantel und Säbel handelt es sich um
meinen Großvater. Er war klein bzw. vielleicht auch „mittelgroß".
Anlässlich des 50. Jahrestages des Kieler Matrosenaufstandes
wurde ich, damals Student am Institut für Literatur "Johannes
R. Becher" in Leipzig, gebeten, zwei ganzseitige Wochenendbeiträge
über dieses historische Ereignis für die Magdeburger
Zeitung „Volksstimme" zu schreiben. Da kamen natürlich
auch sogenannte „Nebensächlichkeiten" zur Sprache.
Deshalb erinnere ich mich sehr genau, dass er mir u.a. sagte,
dass er während des Aufstandes mit einer Pistole 08 bewaffnet
war, da er mit einem Gewehr „nie so richtig klargekommen
sei." (Er hatte ein angeborenes Augenleiden.)
Da er 1945 von der sowjetischen Militäradministration als
I. Kreis-Sekretär der KPD auch eine Pistole 08 erhielt, haben
wir beide uns später einmal über die merkwürdige
Übereinstimmung unterhalten.
Der Mariner in der Mitte, der von anderen als Karl Artelt identifiziert
wurde, kommt nicht in Frage. Diejenigen, die noch Zweifel haben,
sollten einmal den Artelt auf der „Gneisenau" 1912
und den mit Mantel, sechs Jahre älter, durch Kiel marschierend,
vergleichen.Mit ca. drei Jahren habe ich das Gesicht meines Großvaters
bewußt wahrgenommen und war insgesamt 39 Jahre mit ihm eng
verbunden. (Zehn Jahre mit in seinem Haus gewohnt, acht Jahre
in der Nähe seines Wohnortes Nebra gelebt und an den Wochenenden
bei ihm gewesen. Später, von Magdeburg aus, ihn sehr häufig
besucht. Lange Gespräche mit ihm geführt, auch über
Po¬litik und Geschichte.)
Eine kleine Episode: Als 1. Kreissekretär der KPD besaß
er 1945 eine Pistole 08. Sie lag manchmal in der Küche auf
einem Stuhl und wenn ich sie neugierig beäugte, sagte Oma:
"Heiß, nicht anfassen!" - Spätere Jahre darauf
angesprochen, sagte er zu mir: „So eine hatte ich auch in
Kiel." - „Kein Gewehr?" - „Ein Gewehr hatte
ich nur 1914." (Da war er Schreiber - Rekrut , 1 .Werftdivision,
Kiel - Wik August bis Dezember 1914.)
Anm. 4:
Dr. Lübcke wies auf ein Protokoll einer Kommandeursbesprechung
in den Unterlagen des Stabschefs in der Marinestation der Ostsee,
Küsel, hin (Bundesarchiv RM 8/1027 Bl. 41). Es heißt
dort: "Es liegt die Gefahr vor, dass die große Verhetzung,
die augenblicklich unter den hiesigen [Kieler] Arbeitern um sich
greift, sich bei den nahen Beziehungen der Arbeiter zu unseren
Leuten [der Marine] sich auf letztere überträgt. So
ist ein Haupthetzer unter den Arbeitern der Germania Werft - Artelt
mit Namen - ein zur I.W.D. [Werft Division] gehörender Mann.
Durch [!] einen Bericht des Militärpolizeimeisters über
eine vom sozialdemokratischen Verein Groß-Kiel abgehaltene
Versammlung im Gewerkschaftshaus am 12. April, in der sich Artelt
durch Hetzreden besonders hervorgetan hat, haben sich nicht weniger
als 25-30 Maate und Obermaate in Uniform beteiligt, die sich durch
Zurufe für die sozialdemokratische Minderheit unangenehm
bemerkbar machten. Es ist leider nicht gelungen, die Namen festzustellen.
Gegen solche Leute ist die ganze Strenge des Gesetzes in Anwendung
zu bringen. ... Derartige Leute müssen nach ihrer Bestrafung
beschleunigt aus Kiel durch entsprechende Kommandierung an die
Front entfernt werden."
Der Enkel in Magdeburg bestätigte, dass sein Großvater
im Folgemonat am 5. Mai 1918 eine Karte aus einem Hamburger Marinelazarett
an seine Mutter geschickt habe. Auf der Vorderseite ist ein Foto,
das Karl Artelt (Mützenband I. Werft-Division) zusammen mit
zwei Kameraden in Uniform mit Schirmmützen zeigt. Dahinter
kann man blühende Büsche erkennen. Auf der Rückseite
heißt es: "Liebe Mama, herzliche Glückwünsche
zum Geburtstag sendet dir dein Karl." Die Karte ist gestempelt
am 5. V. [Mai] 1918. Der Enkel hat auch keine Erklärung dafür,
warum sich sein Großvater nachdem er offenbar schon in Kiel
angekommen war, im Lazarett in Hamburg aufhielt. Er vermutet,
es könnte wegen seiner Augen gewesen sein. Er hatte von klein
auf Augenprobleme, man kann auch auf den "üblichen" Fotos
erkennen, dass er einen Kneifer trug.
Anm. 5:
Am 6. Januar 1919 gab der Oberste Soldatenrat gegen den Widerstand
von Artelt und Popp sein Einverständnis zum Aufbau der Eisernen
Division (auch Eiserne Brigade, offizielle Bezeichnung: I. Marine-Brigade).
Dies könnte zum Rücktritt Artelts geführt haben.Er
selbst gibt in späteren Berichten an, er sei zurückgetreten,
weil er gegen Noskes Widerstand im Soldatenrat nicht habe durchsetzen
können, die auszuliefernde Kriegsflotte nach Leningrad statt
nach Scapa Flow zu schicken.(16) Dies passt jedoch mit dem Zeitpunkt
seines Rücktritts - 6. Januar 1919 - nicht zusammen. Die
Flotte verließ Kiel bereits am 18. November und Noske fuhr
am 27. Dezember zurück nach Berlin. Auch wenn man die Lage
in Berlin mit einbezieht, wo am 5. Januar in der Wahrnehmung der
radikaleren Kräfte eine riesige Demonstration gegen die Regierung
marschierte (tatsächlich wohl eher für bestimmte Forderungen),
so war es wohl für Artelt in dieser Situation unvorstellbar,
dass unter seinem Vorsitz es der Kieler Oberste Soldatenrat erlaubte,
eine Truppe nach Berlin zur Unterstützung der Regierung zu
schicken. In einem 1960 verfassten Lebenlauf gab Artelt als Grund
seines Rücktritts an, dass Noske seine Forderung nach Aufbau
einer "schlagkräftigen Roten Truppe" hintertrieb.(7)
Doch tatsächlich hatte sich der Soldatenrat gegenüber
Noske mit dem Aufbau einer revolutionären Sicherheitstruppe
durchsetzen können.(17) Dähnhardt gibt als Zeitpunkt
des Rücktritts den 5. Januar an,(12 S. 137) dies war jedoch
ein Sonntag.
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Last updated 26. Mai 2022