Zeitleiste zum Kapp-Lützwitz-Ludendorff-Putsch in Kiel, 1920

 

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1919

Stimmungsumschwung.
Angehörige rechter Verbände und Militäreinheiten provozieren Schlägereien auf politischen Versammlungen.

 

   
Okt. 1919
Bildung der rechtsgerichteten Nationalen Vereinigung zur Vorbereitung des Kapp-Putsches. Gründung mit Unterstützung von Ludendorff. Ein maßgeblicher Initiator war Hptm. Waldemar Pabst, der wegen seiner Beteiligung an einigen nationalistischen Protesten und Aufstandsversuchen als Stabschef der Garde-Kavallerie-Schützen-Division von Reichswehrminister Noske entlassen worden war.
Offizielle Annahme des Vertrags durch die deutsche National-versammlung am 22.6.1919

18.1.1919 Beginn der Friedenskonferenz in Versailles.
Der Vertrag tritt am 10.1.1920 in Kraft. Die Truppen müssen drastisch reduziert werden.

10.1. 1920
 

 

       

13.1. 1920

Reichspräsident Ebert erklärt den Ausnahmezustand im Reich (ohne Bayern, Württemberg und Baden) wegen verschiedener Unruhen anläßlich der Beratungen zum Betriebsrätegesetz. Damit erhalten die Reichswehr-Befehlshaber vollziehende Gewalt (jeweils zusammen mit einem zu ernennenden Zivilgouverneur/Regierungs-kommissar). In Kiel ging die vollziehende Gewalt damit auf den Chef der Marinestation der Ostsee, Konteradmiral von Levetzow über.
Noske diskutierte mit ihm wer Zivilgouverneur werden sollte. Noske lehnte Gustav Garbe (den früheren Zivilgouverneur) ab, stattdessen wurde der Polizeipräsident Wilhelm Poller (MSPD) dazu ernannt.

10.3. 1920

Lüttwitz (kommandierender General des Reichswehr-Gruppenkommandos 1 in Berlin) fordert von der Regierung die Rücknahme des Auflösungsbefehls für das Freikorps Ehrhardt (Marinebrigade). Die Regierung verlangt seinen Rücktritt.  

11.3. 1920

Lüttwitz wird seines Komandos enthoben aber ignoriert dies und fährt nach Döberitz zur Marinebrigade Ehrhardt. Dort trifft er Vorbereitungen diese nach Berlin einrücken zu lassen.

 

 

 

In Kiel ordnet der Chef der Marinestation Konteradmiral v. Levetzow erhöhte Bereitschaft an. Später werden unterschiedliche Begründungen dafür genannt.

Spätere Rechtfertigung von Konteradmiral Ewers (BSO) am 26.3.: >>

 

 

 

 

Als Gründe für die Bereitschaft in Kiel wurden genannt: Befürchtete Unruhen wegen geplanter Schließung der Werft (am 9.3. von der Kieler Zeitung dementiert), Kommunisten wollten die Strafanstalten in SH stürmen, Dähnhardt/Granier: möglicherweise gezielte Desinformation zur Vorbereitung des Putsches. (1)

   
12.3.

Noske schickt den Chef der Admiralität v. Trotha nach Döberitz um die dortige Stimmung erkunden zu lassen. Trotha kündigt seinen Besuch telefonisch an und meldet, dass alles ruhig sei.

Um 23 Uhr setzt sich die Brigade Ehrhardt nach Berlin in Marsch.

     
 
Flucht der Regierung zunächst nach Dresden und von dort nach Stuttgart.

Sa, 13.3.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sa, 13.3.

 

 

 

 

Morgens 6:30 Uhr Einmarsch der Brigade Ehrhardt in Berlin.

Aufruf zum Generalstreik durch die SPD-Mitglieder der Regierung und den SPD-Vors. Otto Wels; verfasst vom Pressereferenten Rauscher.
Auch die Gewerkschaften rufen zum Generalstreik auf.

Die Admiralität in Berlin unter v. Trotha unterstützt Kapp. Trotha stellt sich den Putschisten zur Verfügung. Er begründet dies später damit, dass Noske ihm keine klaren Verhaltensmaßregeln hinterlassen habe. Mehr >>

 

Die Arbeiter in Kiel (und ganz Deutschland) treten in den Streik.

Der Chef der Marinestation in Kiel, Levetzow, folgt der Admiralität, seiner vorgesetzten Dienststelle.

Er befiehlt die Verhaftung von Ebert und Noske, die in Hamburg vermutet werden, falls diese nach Kiel kommen sollten.

 

Der damalige Student Axel Eggebrecht: Offiziere gaben in der Uni bekannt, "in Berlin habe sich eine neue Regierung gebildet, die Soziminister seien geflohen. Reichskanzler sei nun Kapp, Oberbefehlshaber Lüttwitz. Wie in Berlin die Brigade Ehrhardt stellten sich überall die Freikorps zur Verfügung der neuen Herren. So auch in Kiel. Hier war die Brigade Loewenfeld eingetroffen. Sie übernahm in der Stadt die Macht. Zu ihrer Verstärkung sollte eine Studentenkompanie aufgestellt werden. Viele Kommilitonen meldeten sich begeistert."


Gustav Garbe
Kurzbiografie >>

14:30 Versammlung auf dem Wilhelmplatz; Garbe, MSPD und Vors. des Kieler Gewerkschaftkartells, ruft die Versammelten auf, sich auch für militärische Maßnahmen bereit zu halten. Garbe wird zum Gouverneur ausgerufen
Levetzow beruft das Zeitfreiwilligenregiment ein, dies wird aufgefüllt mit Studenten und Schülern.

Zeitfreiwillige in der Wik.
Foto-Disk. >>

 

Viele Arbeiter ziehen zur Reichswerft um die dort geblieben Arbeiter, die sich nach Waffen umsehen zu unterstützen.

Nach der Versammlung erscheinen Truppen und "säubern" den Platz.

 

 

Levetzow befiehlt seinen Truppen, die Arbeiter mit Waffengewalt von der Reichswerft zu vertreiben. Es kommt zu ausgedehnten Kämpfen, die Arbeiter müssen sich schließlich zurückziehen: >>

Levetzow lässt Heller, Radbruch und Garbe verhaften. Der erkrankte Regierungskommissar Poller erhält Hausarrest.

Levetzow droht mit Standgerichten.

 

Levetzow 1933 als Polizeipräsident von Berlin; er wurde 1931 Mitglied der NSDAP.

     

So 14.3.

Levetzow folgt dem Plan Kapps und ersetzt illegalerweise den Oberpräsidenten (Kürbis; MSPD) und den Polizeipräsidenten Poller, der zusammen mit Levetzow die vollziehende Gewalt in Kiel ausübt, durch monarchistisch gesinnte Personen.

Starke Patrouillen durchziehen die Straßen.

Die Schiff-Maschinenbauschule in der heutigen Legienstrasse wird besetzt, um von dort aus das gegenüberliegende Polizeipräsidium sowie das Gewerkschaftshaus kontrollieren zu können.

Sämtliche Zeitungen werden verboten.

Der Zivilgouverneur und Polizeipräsident Poller wird durch Hugo Freiherr von Löw und der Oberpräsident Kürbis durch Paul Lindemann ersetzt.

Die Sicherheitspolizei mit ihrem Kommandanten Major v. Winterfeld wird dem Stadtkommandanten Kpt. z.S. Looff unterstellt.

Der Generalstreik wird weitergeführt. Die Menschen sammeln sich in den Straßen, obwohl Versammlungen untersagt sind, und diskutieren erregt die Ereignisse.
Mo, 15.3.

Levetzow droht öffentlich "schärfste Maßnahmen" (u.a. Kriegsgericht und Standgericht) gegen Streikposten und "Hetzen zum Generalstreik" etc. an (siehe Plakat rechts).

Er schickt weiter Patrouillen durch die Straßen. Dabei kommt es zu mehreren Zwischenfällen.

Levetzow ordnet die Besetzung des Gewerkschaftshauses an, doch dieser Befehl kann offenbar nicht durchgesetzt werden, u.a. weil sich Teile der Truppe widersetzen.

Walter Hasenclever: Draußen zieht ein Trupp Soldaten vorbei, verfolgt, belästigt von der Menschenmenge. ... Wir hörten und sahen zwei Warnschüsse, .... Wir sahen die schreiende, flüchtende Volksmenge, auf die sofort scharf geschossen wurde. ... 30 bis 40 Schüsse fallen. Menschen liegen in ihrem Blut. ...

Otto Preßler: ... diese Noskiten sich in Gaarden herumtrieben. Die lagen mit ihren Maschinengewehren auf den Straßen und wenn sich da von der Bevölkerung welche blicken ließen, dann knallten sie durch die Straßen mit MGs. "Fensterrr zu!" haben sie gerufen und dann knallten sie.

Es bilden sich Aktionsausschüsse aller drei Arbeiterparteien, die immer stärkeren Zulauf erhalten.

Magistrat der Stadt nimmt deutlich gegen Levetzow Stellung.

Di, 16.3.
Die Besatzung der Schiff- Maschinenbauschule geht gegen eine größere Menschenansammlung in der Nähe (Muhliusstraße) vor.

Martha Riedl: ... und da hieß es, dass in der Muhliusstrasse in der Brotfabrik noch Brot wäre und da bin ich mit meiner Mutter da runter, Legienstrasse runtergelaufen. Plötzlich wurde hinter uns geschossen, Legienstrasse runter. Meine Mutter ist da bei der Schule reingegangen, der Eingang liegt so ein bisschen geschützt zurück, und ich bin runtergelaufen nach der Muhliusstrasse, wieder ganz zurückgelaufen.

Mi, 17.3.

Kapp flieht nach Schweden, in das vom Großindustriellen Stinnes arrangierte Exil. Der Putsch bricht zusammen.

Levetzow lässt die Verhafteten frei, zieht die Truppen von der Reichswerft ab, aber nicht von der Schiff- Maschinenbauschule.

Die verfassungsmäßige Regierung erklärt Lindemann und Löw als illegal in ihren Ämtern. Sie treten zurück. Kürbis und Poller übernehmen wieder.

Der Magistrat versucht ihm Brücken zu bauen, so dass er ohne größeren Gesichtsverlust von der Bühne abtreten könnte. Levetzow stellt sich zwar - wenig überzeugend ohne Kritik seines vorherigen Verhaltens - wieder auf den Boden der Regierung Ebert/Bauer, lehnt aber die Vorschläge entrüstet als Eingriff in seine Befehlsgewalt ab.


Loewenfelder feuern in die Menge vor der Schiff- Maschinenbauschule.

Detaillierte Analyse und Bewertung der Ereignisse am 18.3. mit Fotodiskussion (pdf): >>

In der Eichhof-Kaserne der Sicherheitspolizei (Sipo) und später auch in der Pickert-Kaseren der Sipo in Gaarden setzen die Polizisten die Offiziere ab.

Die Aktionsauschüsse bauen zusammen mit der Sipo eine Arbeiterwehr auf, die sofort zusammen mit der Sipo in die Kämpfe eingreift. Gegen Abend gewinnen sie die Oberhand.

Zur Arbeiterwehr siehe >>

Der Sipo-Leutnant Kemsies berichtet, dass einige Loewenfelder sogar überliefen oder den Kampf einstellten, als sie sahen, dass es sich bei den "Bolschewisten" um die Sicherheitspolizei handelte: >>.

Ewers wird kontrolliert durch einen Beirat aus Vertretern der demokratischen Parteien: Spiegel, MSPD, Güth, USPD, Hieronymus, DDP, Wittern, DVP.

Do, 18.3.

"Der blutige Donnerstag"

Nachdem erneut vor der Schiff-Maschinenbauschule von Loewenfeldern in die Menge geschossen wird, stürmen Arbeiter die Schule. Ein Teil der Besatzung schließt sich der Sicherheitspolizei in der Eichhof-Kaserne an.

Levetzow befiehlt ein massiertes Vorgehen auf das Gewerkschaftshaus und lässt Loewenfelder und Zeitfreiwillige aus der Wik anrücken. Es kommt zu ausgedehnten Kämpfen mit der Arbeiterwehr und der Sicherheitspolizei in großen Teilen Kiels mit vielen Toten.

Obwohl Levetzow mittags von Vizekanzler Schiffer abgesetzt wird, und sein Nachfolger Konteradmiral Ewers gegen 13 Uhr den Rückzug befiehlt, gehen die Loewenfelder weiter vor, mit dem Argument, eine Lösung von den Gegnern sei nicht möglich.

Erst am Abend sind die Loewenfelder gezwungen den Waffenstillstand anzunehmen. Die Truppen werden in die Wik abgezogen.

Levetzow gibt die Parole aus, man müsse jetzt mit aller Energie gegen den Bolschewismus kämpfen.

 

 

 

 

 

 

 

Der 2. Vorsitzende der Berufssoldaten Engelmann begibt sich gegen 13:30 zu einer 10 Mann starken Gruppe der Loewenfelder Lorentzendamm Ecke Bergstraße und demonstriert, dass eine Lösung problemlos möglich ist, weil die Arbeiter und die Sipo bisher nur eine schwache Verteidigung aufgebaut haben. Aber der kommandierende Offizier weigert sich.

Zwei Berichte von Minensuchern >>

Deckoffiziere geben Signal an alle Einheiten: Weiße Flagge setzen, Offiziere festsetzen, die der Verfassung treu gebliebenen Deckoffiziere und Unteroffiziere übernehmen das Kommando!"
Fr, 19.3.

Levetzow versucht mehrfach trotz seiner Absetzung die Kommandogewalt zurückzubekommen.

Schließlich flieht er, wird in Lütjenburg verhaftet und im Kieler Polizeipräsidium interniert.

Abends müssen die Loewenfelder mit den Resten der Zeitfreiwilligen und der Küstenwehr nach Norden aus Kiel abziehen. Infos zum Abzug >>

Auf ihrem Zug ins Lockstedter Lager fährt Radbruch mit einer Abordnung des Stationskommandos am 21.3. der Truppe hinterher und versucht mit dem Kommandeur Claassen zu sprechen, erntet aber nur Hass. In Nortorf misshandeln die Freikorpsler einen jüdischen Schneidermeister.
     

 

 

Seydlitz ca. 1946

Infos über Seydlitz >>

Engelmann, Vors. des Verbandes der Berufssoldaten und Alboldt, Vors. des Verbandes der Deckoffiziere setzen die Beurlaubung einer Reihe von Seeoffizieren durch. Am 25.3. werden Offiziere durch die Mannschaften gewählt und bestätigt. (3)

Chef der Marinestation wird zunächst Garbe, dann der "Volksoffizier" Leutnant zur See Carl von Seydlitz (MSPD).
Er wird am 6.4. vom Reichswehrministerium bestätigt.

23.3.
Weil Garbe der Beurlaubung der Seeoffiziere zustimmt, legt Konteradmiral Ernst Ewers am 25.3. sein Amt nieder.

Liste der zivilen und militärischen Opfer: >>

Beerdigung der Opfer unter großer Anteilnahme der Bevölkerung.
Trauerrede wird u.a. von Gustav Radbruch gehalten.
Mi, 24.3.
Die meisten Opfer beim Militär werden auf dem Nordfriedhof, einige auch auf dem Eichhof, beerdigt.  

Die Gewerkschaften und die Arbeiterparteien in Kiel stellen 9 Forderungen an Magistrat und Arbeitgeber, u.a. Entwaffnung aller gegenrevolutionären Formationen, Bildung republikanischer Sicherungstruppen, Bildung eines Exekutivrates.

Ende des Streiks in Kiel: Nach Akzeptierung der Forderungen der Arbeiterschaft wird die Arbeit in Kiel wieder aufgenommen. (Im Reich sollte der Streik am 20.3. beendet werden, die Arbeit wurde dann aber erst nach weiteren Verhandlungen auf Druck der USPD am 23.3. wieder aufgenommen.)
Do, 25.3.
   

Wette urteilt: Mit der Abgabe des Reichswehrministeriums an die DDP habe die SPD als entscheidender Machtfaktor im Reich ausgespielt. (2)

Das vom Gewerkschafts-vorsitzenden Carl Legien und MSPD-Vorsitzenden Otto Wels vorgeschlagene Modell einer Arbeiterregierung scheitert an Vorbehalten der USPD aber auch daran, dass Ebert und Bauer ohne Not das Reichswehrministerium (nachdem Noske zum Rücktritt gezwungen wurde) der DDP überlassen. (2)
Ende März
Am 26.3. trifft Staatskommissar Dr. Köster in Kiel ein und beginnt mit Unterredungen in der Station. Auf Antrag Kösters sind die Kpt.z.S. Hagedorn, Hugo von Rosenberg und Kaulhausen von ihren gegenwärtigen Stellungen entfernt worden. Gegen den Oberkriegsgerichtsrat Eichheim wird ein Disziplinarverfahren eingeleitet und eine vorläufige Dienstenthebung ausgesprochen. (KNN 2.4. und 4.4. 1920)

Reichspräsident Ebert schickt den Abg. Fritz Voigt nach Kiel, dieser berichtet am 3.5., dass nur ein kleiner Teil der Offiziere von den Mannschaften abgelehnt worden sei, doch hätten sich die anderen solidarisch erklärt, sodass den Deckoffizieren nichts anderes übrigblieb, als die Leitung selbst in die Hand zu nehmen. Entgegen den Befehlen war die Ostsee-Suchflottille am 18. März ausgelaufen. Die Off. der Station nahmen die Schlüssel der Aktenschränke mit. Sie behinderten die Kohlenlieferungen für die Minensuch-Flottillen.

Nach Aussagen der VZ funktioniert die Arbeit der Marine (insbesondere das Minenräumen) vorzüglich.

Bericht Voigt an Ebert (pdf) >>

April

Überregionale bürgerliche und reaktionäre Blätter entfalten eine systematische Kampagne um die Deckoffiziere in Kiel zu verunglimpfen (u.a. hätten diese im März eine "erbitterte Hetze gegen die Offiziere" durchgeführt). Sie können sich dabei auch auf Ausführungen Noskes im Haushaltsausschuss der Nationalversammlung am 16.4.1920 stützen: die Disziplinlosigkeit in der Marine übersteige jedes Maß. Besonders in Kiel seien völlig unhaltbare Zustände.

Als die Offiziere sich wieder sicherer fühlten, wird gegen die Marinesoldaten, die Widerstand gegen die Putschisten geleistet hatten, Anzeige (u.a. wegen Meuterei) erstattet. Sie werden nicht angeklagt aber aus der Marine gedrängt.

26.5.

Der neue Reichswehrminister Geßler (DDP) kommt nach Kiel und setzt die Offiziere wieder ein.

Geßler behauptet, gegen Seydlitz lägen schwere Anschuldigungen vor. Seydlitz erklärt seinen Rücktritt als Chef der Marinestation zum 31.5.

Kritische Soldaten und Offiziere werden aus der Reichswehr/-marine gedrängt.

Seydlitz schreibt später: "... diese demokratischen Einrichtungen wurden seitens der wiedereingesetzten Offiziere scharf bekämft. Da es ausgeschlossen war, gegen diese überhebliche Gesellschaft etwas durchzusetzen, schied ich 1923 aus der Marine aus".

Mai

Ein Ausschuss wird eingesetzt um das Verhalten von Reichswehr- und Marineoffizieren zu untersuchen.

Der Ausschuss führt jedoch ins Leere, weil v. Seeckt gegen Reichswehrminister Geßler durchsetzt, dass die Fälle innerhalb der Reichswehr aufgearbeitet werden. Dabei steht eine formale Disziplin im Mitttelpunkt, die sich auch gegen die Putschgegner wendet. (4)

Aug.

Am 2.8. wird eine Amnestie erlassen.

Die Amnestie stellt alle Putschteilnehmer mit Ausnahme der "Urheber" und "Führer" straffrei.

Levetzow wurde amnestiert, von Trothas Prozess endete ohne Urteil. Beide wurden im Herbst 1920 endgültig verabschiedet.

Lüttwitz floh nach Ungarn und kehrte nach der Amnestie (1925) aus Ungarn zurück.

Erstellt unter Verwendung von Material aus:
Dähnhardt, Dirk/Granier, Gerhard (Hrsg.): "Kapp-Putsch in Kiel", Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Band 66, Kiel 1980.
Erwin Könnemann, Gerhard Schulze (Hrsg.): Der Kapp-Lüttwitz-Ludendorff-Putsch. Dokumente. München 2002.

Anm. 1: Dähnhardt/Granier, Kapp-Putsch in Kiel, S. 53 f., 129.

Anm. 2: Siehe dazu:
Susanne Miller: Bürde der Macht. Düsseldorf 1978, S. 405 ff.
Fritz Opel: Der Deutsche Metallarbeiter-Verband während des Ersten Weltkrieges und der Revolution, 4. Aufl., Frankfurt/M. 1980, S. 114 ff.
Wolfram Wette: Noske. Düsseldorf 1988, S. 671-674. Während Miller und Opel der USPD die Hauptschuld daran zuweisen, dass eine Arbeiterregierung nicht zustande kam, sieht Wette auch Schuld bei Ebert und den SPD Regierungsmitgliedern, die ohne Not das Reichswehrministerium abgegeben hätten, und damit hätte die SPD als entscheidender Machtfaktor im Reich ausgespielt.

Anm. 3: Kieler Neueste Nachrichten (KNN), Freitag, 26. März 1920.

Anm. 4: Wette, Noske, S. 679.

Last updated 5.6.2022

 

Zum Thema Kapp-Putsch in Kiel (1920) finden Sie hier weitere Informationen:

  • Interview mit Otto Preßler >>
  • Lebenslauf Preßler >>
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